Ausnahmezustand: So lässt sich der Alltag vieler Menschen in Deutschland derzeit wohl beschreiben. Die COVID-19 Pandemie und der politische Umgang mit dieser Krise werfen für viele Menschen – insbesondere diejenigen ohne sichere Beschäftigung – existentielle Fragen auf: Ist mein Lebensunterhalt gesichert? Wie Bringe ich Sorgeverpflichtungen mit anderen Tätigkeiten in Einklang? Wie kann ich mein Leben angesichts der ständigen Unsicherheit planen? Diese Probleme grassieren auch an deutschen Hochschulen – und dass, obwohl diese langfristig und aus öffentlichen Geldern finanziert werden.
Keine Ausnahme: Die andauernde Unsicherheit, die sich im Zuge der Corona-Pandemie noch einmal weiter zuspitzt, beherrscht seit Jahren den Arbeitsalltag der meisten Beschäftigten an deutschen Hochschulen. Die Mehrheit des Hochschulpersonals, ob wissenschaftlich oder technisch-administrative, leidet unter Unsicherheit durch kurze Arbeitsverträge und Stress und Belastung durch Arbeitsverdichtung. Laut einer Evaluation des Wissenschaftszeitvertragsgesetztes durch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) waren 89 Prozent des angestellten wissenschaftlichen Personals an Universitäten im Jahr 2018 befristet angestellt.
Kein Zustand: In Hessen verhandeln die Landesregierun und Hochschulleitungen aktuell über Zielvereinbarungen, die auch Wissenschaftler*Innen ohne Professur „verlässliche Perspektiven“ bieten sollen. Doch bislang gibt es weder handfeste Zahlen noch konkrete Versprechen. Obwohl die Landesregierung bereits in der letzten Amtsperiode versprochen hat, den Anteil befristet Beschäftigung zurückzudrängen, hat sich an den untragbaren Zuständen nichts geändert. Die Hochschulleitungen zeigen sich unfähig und unwillig, dem permanenten Ausnahmezustand Einhalt zu gebieten. An der Uni Kassel sind über 90% des wissenschaftlichen Personals befristet beschäftigt, auch technisch-administrative Kolleg*Innen sind betroffen – aber das Präsidium weigert sich, dem Problem wirksam zu begegnen.
Gemeinsam für umfassende Entfristung: Wir haben einen umfassenden und konkreten Maßnahmenkatalog erarbeitet, dessen Umsetzung dem Befristungsunwesen ein Ende setzten würde. Auf einer Personalversammlung im Juni 2019 sprach sich eine überwältigende Mehrheit von 98 Prozent der Anwesenden für die Umsetzung dieser Maßnahmen aus, Nun fordern wir die Landesregierung und die Hochschulleitung auf, ihre Beschäftigten ernst zu nehmen und diese Maßnahme mithilfe der Zielvereinbarung umzusetzen.
Dafür brauchen wir euch. Unterstützt uns, schreibt uns, schließt euch uns an: Gemeinsam können wir diesen Ausnahmezustand endlich beenden.
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