Da steht ein Elefant im Raum, sein Name: Daueraufgabe

Wie viele der über den Qualitätspakt Lehre allein vom Bund finanzierten Maßnahmen und Strukturen erfüllen auf Dauer angelegte Aufgaben?
Grundlage des Förderprogramms ist die Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Ländern über ein gemeinsames Programm für bessere Studienbedingungen und mehr Qualität in der Lehre vom 30. September 2010. Der Bund unterstützt die Hochschulen im Rahmen dieses Programms mittels Projektförderung befristet bei der Umsetzung innovativer Maßnahmen zur Verbesserung der Personalausstattung, der Qualifizierung bzw. Weiterqualifizierung des Personals und der Sicherung der Lehrqualität sowie zur weiteren Optimierung der Studienbedingungen und zur Entwicklung innovativer Studienmodelle. Die Gesamtfinanzierung stellen die Sitzländer der Hochschulen entsprechend ihrer originären grundgesetzlichen Verantwortung für die Hochschulen sicher.
Drucksache 19/14614[1]
Die obige Erwiderung der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage zeigt, den Elefanten gibt es nicht. Auf eine Frage, die nicht gestellt werden darf, gibt es keine Antwort. Nicht in Bezug auf ein bundesweites Vorzeigeprogramm, das mit einem Gesamtfördervolumen von 1915 Mio. Euro[2] die Lehrqualität und die Studienbedingungen wie kein Zweites verbessert hat. Zumindest an jenen Hochschulen, die das Glück (oder besser: den Erfolg) hatten, im kompetitiven Gerangel um Fördermittel eines der großen Pakete abzugreifen. Alles gut also? Innovative Impulse gesetzt, Outcomes erzeugt, noch ein bisschen Change Management hier und da und schon sind die Projekte ganz nachhaltig verstetigt. Danke, ihr könnt gehen, und vielleicht noch etwas bleiben oder später wiederkommen, wenn die nächsten Projektmittel da sind. Vorsicht, die HoPros[3] drängen auf den Markt, auf der Suche nach den wenigen unbefristeten Stellen oder dem nächsten Karrieresprungbrett.
Aber etwas stimmt an dieser Erzählung nicht, denn irgendwie ist er doch da, dieser Elefant, und scheinbar wird er umso größer, je näher das Ende des Paktes rückt. Wie an den anderen 156 Standorten der zweiten Förderphase[4], so knarzt es auch an der Universität Kassel im Service- und Verwaltungsbereich.
Ist es also möglich, dass auf der ein oder anderen QPL-Stelle doch Daueraufgaben erledigt werden? Kann es passieren, dass Aufgaben im Laufe der Zeit die Form wechseln? Wer weiß das schon. Und wer weiß überhaupt genau, was das sind, Daueraufgaben an Hochschulen? Die Bundesregierung jedenfalls nicht.
Kurz vor Beginn des Jahres 2020 gibt es viele gute Gründe, die Augen vor dem Elefanten verschließen zu wollen oder ihn für unsichtbar zu erklären. Ohnmacht, Verzweiflung, Gleichgültigkeit, je nachdem, an welchem Ende der Warteschlange man steht. Versucht man, die Reihen der unbefristet Beschäftigten aufzufüllen, kann man sich mit langjährigen Kolleg*innen und Bekannten die Klinke in die Hand geben und sich auf reichlich Konkurrenz freuen. Muss man Projekte abwickeln, Leute verabschieden, und liegen gebliebene Aufgaben auf andere Schultern verteilen, bleibt oft ein bitterer Beigeschmack zurück. Nichts davon ist schön, nichts davon macht Spaß. Im kommenden Jahr ist es soweit.
Da steht ein Elefant im Raum. Er starrt mich an und flüstert leise „tick-tack, tick-tack, tick-tack“. Sein Name: Befristung.
(QPL-Mitarbeiter*in)
[1] online unter: http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/19/146/1914614.pdf, S. 3
[2] online unter: https://www.bmbf.de/files/Programm-Lehrqualitaet-BMBF-Richtlinien.pdf, S. 5
[3] „Hochschulprofessionelle“, bekannt aus Beratung, Strategie- und Entwicklungsplanung, Hochschul- und Qualitätsmanagement, Hochschuldidaktik, Internationalisierung etc.
[4] online unter: https://www.bmbf.de/de/qualitaetspakt-lehre-524.html