Uni Kassel Unbefristet … stellt die Klimafrage 2.0

Am 14. November wurden die Ergebnisse der Klimabefragung 2.0 vorgestellt. Bereits im Vorfeld wurde hitzig über eine Integration der Befristungsthematik diskutiert. Eine Themenabfrage aller Mitarbeiter*innen ergab, dass das Thema Befristung nicht ignoriert werden konnte (1). In Anbetracht der mehr als eindeutigen Ergebnisse ist das ein wichtiges Signal an die Beschäftigten und auch an die Hochschulleitung, welches zeigt, dass die Befristungsproblematik in Zukunft nicht übergangen werden kann.

Bereits 2012 gab es die erste Auflage einer solchen Befragung. Schon dort hat sich gezeigt, dass es starke Abweichungen zwischen befristet und unbefristet Beschäftigten bei Fragen zur beruflichen Sicherheit und den Zukunftsperspektiven gibt, bei denen Ergebnisse für befristet Beschäftigte negativer ausfielen. Zudem finden sich in den offenen Antworten zahlreiche Nennungen, die befristete Beschäftigungsverhältnisse und Arbeitsbelastung problematisieren (2). Auch insgesamt waren die Ergebnisse der ersten Klimabefragung 2012 eine Lektion in Demut: Hohe Arbeits- und Zeitbelastung, fehlende Entwicklungsmöglichkeiten und Perspektiven, Umgang mit Konflikten und die Arbeitsabläufe wurden bemängelt (3). Gerade die übergeordneten Leitungsebenen und besonders die Hochschulleitung erhielten hinsichtlich der Nachvollziehbarkeit ihrer Entscheidungen, Transparenz und Vorbildfunktion schlechte Noten.

Bei der Vorstellung der aktuellen Ergebnisse werden manche Beschäftigte – zumindest diejenigen, die nicht aufgrund auslaufender Verträge oder fehlender Perspektiven schon gegangen sind – ein ungutes deja vu erlebt haben.

Die Arbeitsbelastung wird weiterhin als sehr hoch empfunden. In diesem Zusammenhang scheinen nicht wenige Mitarbeiter*innen bereits ausgeprägte Stresssymptome wie Burnout oder Depressionen bei sich festgestellt zu haben – ein alarmierender Befund. Auch der Kurs der aktuellen Universitätsleitung genießt keinen großen Rückhalt innerhalb der Belegschaft. Nur wenige halten den Umgang für respektvoll und ehrlich oder fühlen sich nach Außen gut vertreten. Die wichtigen Bereiche Zukunftsperspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten sehen viele Beschäftigte eher düster. Hier gibt es insgesamt – und das bedeutet über alle Statusgruppen hinweg – nur mittlere Ergebnisse. Während bei allen anderen Ergebnissen ein Interpretationsspielraum zu erkennen ist, fallen die Urteile zum Themenfeld Befristung noch eindeutiger aus. Es wird klar, dass Befristung nicht nur als individuelles Schicksal eine Belastung darstellt, sondern auch für die Arbeitsmotivation, den organisationalen Wissensbestand und das Arbeitsklima eine Bedrohung ist. Die Verluste, die durch die vielen (Projekt-)Befristungen entstehen, wirken sich destruktiv auf verbleibende Kolleg*innen und ganze Organisationsbereiche aus, die die Lücken in vielerlei Hinsicht füllen müssen. Die Ergebnisse der Klimabefragung untermauern aber nur den bereits vielfach von der Belegschaft geäußerten Unmut – es ist höchste Zeit, dass die Hochschulleitung endlich wirksame Gegenmaßnahmen ergreift.

Dieses Mal wird es – anders als 2012 – scheinbar keine gesonderte Auswertung nach befristet und unbefristet Beschäftigten geben. Dies ist bedauerlich, denn eine differenzierte Analyse der Wechselwirkungen mit anderen Themenbereichen wird so verhindert. Gerade erst Art und Anzahl der Befristungen, deren Auswirkungen auf die Lebens- und Familienplanung, auf Zukunftsperspektiven und das individuelle Belastungsempfinden offenbaren erst das ganze Ausmaß des Befristungsunwesens. Ohne Gruppenspezifische Auswertungen bleiben die Erkenntnisse leider auf die gestellten sechs Fragen beschränkt, auch wenn diese bereits eine deutliche Sprache sprechen.

Noch stehen weitere Auswertungen nach Beschäftigtengruppen sowie der offenen Antworten aus.

Wir warten also gespannt auf die weiteren Ergebnisse und besonders die Maßnahmen, die von der Hochschulleitung bereits zum Ende des Wintersemesters präsentiert werden sollen. Gleichzeitig werden wir es nicht hinnehmen, wenn die Hochschulleitung ihre im Senat zum Beschluss empfohlene Makulatur namens Befristungsrichtlinie bereits als Maßnahme gegen den weiter um sich greifenden Befristungsirrsinn verkaufen will.

Die Ergebnisse der Klimabefragung zeigen einmal mehr die Dringlichkeit, mit der das Thema Befristung angegangen werden muss. Und wir sind weiterhin davon überzeugt, dass einseitige Willensbekundungen nichts am Status Quo ändern.

Deshalb werden wir im neuen Jahr nur umso lauter für bessere Beschäftigungsbedingungen und eine umfassende Entfristung eintreten!

 

(1) http://www.uni-kassel.de/projekte/organisationsklima/zweite-befragung-2019/themenabfrage.html

(2) http://www.uni-kassel.de/projekte/fileadmin/datas/projekte/klimabefragung/OrgKlima2012_Textangaben_Inhaltsanalyse-Clusterung.pdf

(3) http://www.uni-kassel.de/projekte/fileadmin/datas/projekte/klimabefragung/OrgKlima2012_Textangaben_Inhaltsanalyse-Clusterung.pdf

 

Ein Kommentar zu „Uni Kassel Unbefristet … stellt die Klimafrage 2.0

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